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25 Jahre Projektwoche Zeichnen

Seit 1997 schliesst der Architekt und Berufsfachschullehrer Simon Rakeseder das Fach „Visualisieren“ mit einer Projektwoche ab. An einer Jubiläumsfeier blickte er auf das Vierteljahrhundert zurück – und verriet, wie es weitergeht.

07-09-2021
25 Jahre Projektwoche
Lehrer Simon Rakeseder führt seit 25 Jahren mit Lernenden vom BWZ Rapperswil-Jona Projektwochen durch.
Foto: Rino Rakeseder

Der grosse Saal im reformierten Kirchgemeindehaus ist an einem Mittwochabend anfangs September bis auf den letzten Platz besetzt – sogar eine Trennwand muss weggeschoben werden, damit alle Besucher an diesem besonderen Abend Platz finden: Simon Rakeseder, Fachbereichsleiter Bauplanung und Fachlehrer für Zeichnen, hat zum 25. Jubiläum seiner Projektwoche eingeladen. Jeweils als Abschluss des Fachs „Visualisieren“ besucht er mit angehenden Zeichnerinnen und Zeichnern EFZ Fachrichtung Architektur eine Ortschaft in der Schweiz, die sich durch ihre besondere Baukunst auszeichnet. Ziel der Projektwoche ist es denn auch, praxisgerecht Gebäude, Bauteile, Räume oder Einrichtungen zu visualisieren.

Kompetenzorientierter Unterricht? Schon seit 25 Jahren

Aus fast jedem Jahrgang sind ehemalige Lernende an diesem Abend anwesend: „Es sagt viel über meine Projektwochen aus, dass ich heute in so viele vertraute Gesichter im Publikum blicken kann“, hält Simon Rakeseder berührt in seiner Ansprache fest. Schon zu Beginn seiner Lehrtätigkeit war für ihn klar, dass nachhaltiges Lernen nur in Praxissituationen stattfindet. „Mir war und ist es ein Anliegen, kompetenzorientierten Unterricht zu bieten, wie er heute überall gefordert wird. Dass dieser Unterricht nicht ausschliesslich im Schulzimmer passieren kann, war mir früh klar. Bewusst bringe ich darum die Klassen mit der Projektwoche in Situationen aus dem Berufsalltag.“ Die Projektwoche hat Simon Rakeseder darum didaktisch laufend weiterentwickelt, sodass sie heute die Qualitätsmerkmale von kompetenzorientiertem Unterricht übertrifft. Dabei hat er ausgehend von Literatur einen eigenen Ansatz entwickelt, den er „Didaktik des leeren Buches“ nennt. „Jedes Lager startet mit einem leeren Skizzenbuch, dessen weisse Seiten es zu füllen gilt“, erklärt Simon Rakeseder, „denn aus meiner Sicht ist Lernen dann erfolgreich, wenn ein klarer Rahmen besteht, wie ich es mit den Anforderungen an die Skizzen mache. Ich lasse aber mit dem weissen Buch genug Raum, um selbst zu denken, auszuprobieren und zu lernen.“

Anerkennung weit über das BWZ hinaus

Das Engagement von Simon Rakeseder findet auch über das BWZ hinaus grosse Anerkennung. Stellvertretend für die Arbeitgeber würdigte es Irene Roos von Roos Architekten Rapperswil-Jona: „Wir alle wissen, dass Simons Lager keine Wellnesswochen sind“, sagte sie, „Tagwache ist jeweils vor 6 Uhr, gefolgt von Wanderungen zu den jeweiligen Ortschaften – gearbeitet wird oft bis nach Mitternacht.“ Denn bis Ende Woche gilt es jeweils, 30 Zeichnungen abzugeben. Simon Rakeseder geht es jedoch nicht einzig ums Zeichnen. Wichtige Pfeiler des Settings der Projektwochen sind, dass die Lernenden die Verpflegung selbständig organisieren, ein Sponsoring aufziehen und das Zusammenleben und Arbeiten während einer intensiven Woche in einer anderen Form erleben. Auch Roland Dulla, stellvertretender Rektor des BWZ Rapperswil-Jona, betont: „Wir sind Jahr für Jahr beeindruckt von den Leistungen, welche die Lernenden unter der fachkundigen Leitung von Simon Rakeseder in den Lagern erbringen, und welche fachlichen und überfachlichen Entwicklungen sie in nur einer Woche durchlaufen.“

Nächste Projektwoche bereits geplant

In den Genuss einer Projektwoche wird auch 2022 eine Klasse kommen. Fehlt nur noch die Antwort auf die Frage: Was ist Simon Rakeseders Geheimnis, dass er junge Menschen immer wieder so zu motivieren vermag? „Ich möchte mit meiner Begeisterung und meinem Feuer für meinen Beruf anstecken“, verrät er lachend – und alle, die an der Jubiläumsfeier anwesend waren, werden ohne Zweifel bestätigen können, dass ihm das gelingt.