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BWZ-Lernender Mauro Baumann erreicht 3. Platz an Schweizer Philosophie-Olympiade

Als erster KV-Lernender überhaupt hat Mauro Baumann die Bronze-Medaille an der Philosophie-Olympiade in Bern geholt. Er besucht am BWZ Rapperswil-Jona die BMWL20a und absolviert aktuell ein Zwischenjahr in Irland.

29-03-2023
Mauro Baumann
Mauro Baumann gewann die Bronze-Medaille an der Schweizer Philosophie-Olympiade in Bern.

 

Es war ein Tag vor der Abgabefrist für das erste Essay, als Mauro Baumann vor knapp einem halben Jahr im Internet per Zufall auf die Schweizer Philosophie-Olympiade stiess, die Mitte März in Bern stattgefunden hat. «Ich schreibe in meiner Freizeit fast täglich, weil es mir Spass macht. Es war Wochenende, also begann ich zu texten», erinnert sich der kaufmännische Lernende, der am BWZ Rapperswil-Jona die wirtschaftliche Ausrichtung der Berufsmaturität absolviert und zurzeit in Irland das Zwischenjahr KV 4.0 macht. An der Olympiade galt es, zu einem Zitat ein Essay zu schreiben.

Erfolgsrezept: Logisch denken und klar artikulieren

«Ich nahm mich dem Totalitarismus und der Frage nach der Gleichheit an, da ich unbedingt den Begriff der Hierarchie einführen wollte - sehr nerdy, ich weiss», lacht er. Damit schaffte er, was in der Geschichte des 2006 gegründeten Wettbewerbs noch nie passiert ist: Als erster Berufsfachschullernender überhaupt holte er die Bronze-Medaille. Bislang gelang das nur Gymi-Schülerinnen und -schülern. Sein Erfolgsrezept: «Das Wichtigste ist ein richtiger guter Kaffee, um in Schreibstimmung zu kommen», scherzt er, eher er ernster anfügt: «Logisch denken und sich klar artikulieren zu können, gehört zu den wichtigsten und gefragtesten Fähigkeiten im Berufsleben und im Leben generell. Das bringen KV-Lernende oft mit. Man muss kein Sechser-Schüler sein, um an solchen Wettbewerben mitzumachen. Ich ermutige Lernende dazu, sich im Wettbewerb zu versuchen, denn ich weiss, wie talentiert diese Seite unserer Bildungslandschaft ist.» Zudem helfe es, viel zu lesen, zu schreiben und zu denken, vielseitig interessiert zu sein und sich mit den verschiedensten Leuten zu unterhalten.

Handlungsbedarf an Berufsfachschulen

Aber ganz grundsätzlich: KV und Philosophie – geht das überhaupt zusammen? «Ich bin froh, habe ich das 10-Finger-System für die Arbeit gelernt, sonst ich wäre wohl durchgedreht», verrät Mauro Baumann und ergänzt mit der Hand auf dem Herz: «Mein Geschichtslehrer hat mit seinem Unterricht dazu beigetragen, mich zu qualitativem und kritischem Denken zu befähigen. Auch konnte ich in Deutsch und Englisch einige Essays schreiben. Dort haben mich die verschiedenen Feedbacks oft weitergebracht.» Dennoch nehmen kaum Lernende an Wettbewerben wie diesem teil, obgleich solche in den verschiedensten Sparten durchgeführt werden. Mauro Baumann vermutet, dass berufliche Lernende unsicher sind, ob sie sich mit den akademischen Gymnasiasten messen können, obwohl dies durchaus der Fall ist.

Wettbewerbe sollten mehr beworben werden

Zudem sieht er Handlungsbedarf bei den ausbildenden Betrieben und die Berufsfachschulen. Oft würden die Wettbewerbe in den Schulen zu wenig beworben oder den Lernenden Steine in den Weg gelegt. «Die Umstellung von 13 Ferienwoche auf vier bis sechs Wochen pro Jahr ist nicht der schönste Aspekt, wenn man sich für eine Berufslehre entscheidet. Für mich war die Umstellung kein Problem, aber ich kann mir vorstellen, dass es schon weh tut, wenn man dann noch Ferientage an für eine Teilnahme hergeben muss», so Mauro Baumann. Und das, obwohl die Betriebe von einer Teilnahme ebenfalls profitieren können - sei es, weil die Lernenden ihr Fachwissen vertiefen, ihre Menschenkenntnis vergrössern oder schlicht offener werden. Er empfiehlt darum den Lehrbetrieben, dass man wie in seinem Fall zusätzliche Ferientage gewährt. Für den angehenden Bankkaufmann ist klar: «Es wäre wichtig, mehr Lernende an diesen Wettbewerben dabei zu haben. Ich habe den Austausch mit den Gymi-Schülern als sehr bereichernd empfunden und sehr tolle Erfahrungen gemacht. Denn soll sich die Gesellschaft wirklich schon in so jungem Alter spalten? Ich halte das für keine gute Entwicklung», so der Lernende.

Für Finale in Griechenland nicht gereicht
Dem Gewinn der Bronzemedaille räumt er eher symbolischen Wert ein, hofft aber, dass es der Beginn von etwas Grösserem - wie ein regelmässiger Austausch zwischen Gymi- und Berufsfachschülern - ist. Entsprechend sportlich nimmt er es, dass es nicht für das internationale Finale in Griechenland gereicht hat. «Ich habe viel mehr gelernt, als eine Platzierung ausdrücken kann.»

 

In seinem Blog, der hier zu finden ist, schreibt Mauro ausführlicher über seine Erfahrungen.