Ein Kaleidoskop der Kulturen
Mit dem Projekt «Meine Heimat, Deine Heimat – unsere Welt» hat das BWZ kulturelle Vielfalt und Verständnis gefördert.

Beim Betreten der Aula des BWZ Rapperswil-Jona sticht sie sofort ins Auge: Die wandfüllende, kunterbunte und vielschichtige Parish Map zum Thema «Meine Heimat, Deine Heimat – unsere Welt». Eine Parish Map ist eine besondere Form einer Landkarte, die zeigt, was Menschen individuell an ihrer Heimat schätzen – zum Beispiel Geschichte, Arbeit, Wahrzeichen, Gebäude oder Menschen. Die Collage in der Aula spiegelt die Diversität der Lernenden am BWZ wider: Es finden sich zusammengesetzte Kunstwerke zur Ukraine, die landestypisches Essen zeigen, Beschreibungen zum Leben in Portugal oder Fotos von Afghaninnen in ihrer Landestracht. Im Zentrum der Ausstellung stehen Impressionen aus der Schweiz, die Werte wie „Demokratie“, „Frauen im Bundesrat“ oder „Freiheit“ hervorheben und idyllische Szenen von Bergen und Kühen zeigen.
Bewusstsein und Verständnis für kulturelle Vielfalt
Die Collage ist das Resultat von einem innovativen Schülerprojekt mit dem Titel «Meine Heimat, Deine Heimat – unsere Welt», das die Lehrpersonen Bettina Heer, Judith Hollay Humm und Urs Meier ins Leben gerufen haben, um Bewusstsein und Verständnis für die kulturelle Vielfalt zu stärken Etwa 60 Flüchtlinge, vorwiegend aus der Ukraine und Afghanistan, besuchen am BWZ Integrationsklassen, die sie auf das weitere Schul- oder Berufsleben in der Schweiz vorbereiten. «Das Projekt bot eine Plattform, auf der eigene kulturelle Hintergründe präsentiert und Einblicke in die Traditionen und Gebräuche der Mitschüler gewonnen werden konnten», erklärt Judith Hollay Humm. Dabei stellten Flüchtlinge den einheimischen Schülern ihr Heimatland mittels Vorträgen und einer Parish Map vor; anschliessend erarbeiteten sie zu zweit Collagen zum Leben in der Schweiz.
Neue Ausdrucksformen
Was einfach klingen mag, brauchte viel Vorbereitung: Schon Wochen vorher erarbeiteten Judith Hollay Humm, Urs Meier und Bettina Heer mit den Integrationsklassen die Workshops – und stiessen auf ungewöhnliche Herausforderungen: «Für einige junge Männer aus Afghanistan war es eine völlig neue Erfahrung, sich mit Schere, Pinsel und Farbe auszudrücken, statt nur mit Worten – da ging es zuerst einmal darum, diese Möglichkeiten kennen zu lernen», erinnert sich Urs Meier mit einem Schmunzeln. Um diesen kreativen Prozess zu unterstützen, wurde der Künstler und Visualisierungsexperte Al Meier aus Richterswil hinzugezogen. «Er begleitete die Schüler und zeigte unter anderem praktisch auf, wie eine Parish Map gestaltet werden kann», fügt Urs Meier hinzu.
Multikulturelle Schweiz
Die Nervosität war gross, als es darum ging, die eigenen Präsentationen vorzutragen. Hamid Amiri, der erst vor einem halben Jahr aus Afghanistan in die Schweiz kam, war besonders aufgeregt. «Es war eine neue Erfahrung für mich, vor einem Publikum zu sprechen, zumal auch Frauen zugegen waren – eine Situation, die in meinem Heimatland unüblich ist», sagt er. Trotz der Herausforderungen empfand er den Workshop als bereichernd: «Ich habe gerne über mein Land gesprochen und dabei selbst gelernt, wie multikulturell die Schweiz ist.»
Workshop ein voller Erfolg
Auch für die Lehrpersonen war der Workshop ein grosser Erfolg. «Es war beeindruckend zu sehen, wie die Schüler mit viel Stolz ihre Kulturen präsentierten», sagt Bettina Heer. Die Zusammenarbeit zwischen den Schülerinnen und Schülern funktionierte sehr gut: «Der respektvolle Umgang und das gegenseitige Interesse haben massgeblich zum Projekterfolg beigetragen. Es ist nicht nur eine beeindrucke Collage entstanden, sondern «Meine Heimat, Deine Heimat – unsere Welt» hat auch die Augen für die Vielfalt der Welt um uns herum geöffnet.»