Lust auf Unternehmertum?
In einem TechPreneurs-Workshop entdeckten Lernende der BM Vollzeit / Ausrichtung TALS das Unternehmertum im persönlichen Austausch mit Tech-Startup-Gründerinnen und Gründern.

An einem Montagmorgen summt es im grossen Gruppenraum am BWZ Rapperswil-Jona wie in einem Bienenhaus: Lernende aus zwei BM2-Klassen, Ausrichtung TALS, stecken die Köpfe zusammen und überlegen, wie sie das Problem lösen, das ihnen die Innovations-Coaches Nick Haller und Lars Diener-Kimmich von Techpreneurs.com gestellt haben. «Die Schülerinnen und Schüler lösen eine Knacknussfrage zum Thema 'Portemonnaie' », erklärt Lars Diener-Kimmich und führt aus: «Viele von uns tragen eine dicke Brieftasche mit sich herum, in der wir neben Bargeld auch Krankenkassen- oder Bankkärtchen aufbewahren – aber muss das sein? Und: Welche Bedürfnisse haben verschiedene Personen an ihre Geldbörse? Eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern wird beispielsweise andere Ansprüche haben als ein Teenager.»
Lösbare Probleme finden
Ziel der Übung ist es, sich zuerst mit dem Gegenüber zu befassen. Denn oft entwickle man schon Lösungen, statt zuerst ein Problem zu finden, erklärt Lars Diener-Kimmich – ein Fehler, der vielen Innovatorinnen und Innovatoren passiere: «Ich habe selbst zwei Startups gegründet und zahlreiche Gründerteams begleitet. Darum weiss ich aus Erfahrung, dass die beste Lösung am Markt nicht greift, wenn es kein Problem dafür gibt.» Um genau diese Erkenntnisse zu erlangen, haben die Mobiliar-Versicherungen und die Gebert Rüf Stiftung (BS) das Kooperationsprojekt «TechPreneurs» initiiert. Zusammen mit Pilot-Schulen führt der «TechPreneurs»-Trainingstag zwei Welten zusammen, die einander nur selten begegnen: Berufsbildung und hochschulbasierte Tech-Startups.
Ideen für eigene Startups
Derweil überlegen die Schüler Patrik Pnishi, Nicolas Lay, Dennis-Ruben Helbling und Silas Hartmann, wie man am besten ein Problem in der Portemonnaie-Fragestellung findet. Umfragen? Interviews? Oder doch besser mit einer Datenanalyse? «Vermutlich ist es am besten, auf allen Wegen zu arbeiten», sagt Silas Hartmann. Auf die Frage, ob ein TechPreneurs-Workshop an einer Schule denn wirklich notwendig sei, sagt Dennis-Ruben Helbling scherzend: «Natürlich! Wenn ich heute eine gute Idee entwickle, komme ich morgen nicht mehr zur Schule.» In ernsthafterem Ton sagt Nicolas Lay: «Ich habe eine Idee für ein Startup im Bereich der solidarischen Landwirtschaft und kann mir gut vorstellen, mich nach der Lehre damit selbstständig zu machen. Darum ist der Workshop für mich sehr lehrreich. Der Workshop gibt mir erste Einblicke, worauf es ankommt – zum Beispiel, dass man neben einer guten Idee auch viel Durchhaltevermögen oder finanzielle Mittel braucht.» Genau darum sei die Zielgruppe in einer technischen BMS die richtige, sagt Lars Diener-Kimmich: «Die Lernenden haben oft schon Vorstellungen, wo ihr beruflicher Weg hin führen könnte.»
Fragen an Profis
Damit es nicht nur bei grauer Theorie bleibt, befragen die Lernenden am Nachmittag als Highlight die erfolgreichen Startup-Gründer Thomas Lumpe, Karina von dem Berge und Reto Tamburini zu deren Erfahrungen. Thomas Lumpe verbessert mit Breathe Medical die Versorgung mit Beatmungsgeräten in ressourcenarmen Ländern wie Ghana oder Kenia, während Reto Tamburini und Karina von dem Berge mit Arrhenius in Zusammenarbeit mit der Hochschule Horw (LU) die Erstellung von Algen vorantreiben, die Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln.
Ziele erreicht
«Wir führen den TechPreneurs-Workshop durch, um den Horizont unserer Lernenden zu erweitern», erklärt Schulleiter Stefan Kriz. «Wenn wir unsere Lernenden inspirieren können, als Unternehmerinnen und Unternehmer tätig zu werden und an sich selbst zu glauben, haben wir eines unserer Ziele erreicht.»