So fühlen sich Lernende nach dem Start in die Lehre
Wie fühlt man sich kurz nach dem Sprung von der Oberstufe in die Lehre? Wir haben zwei KV-Lernende nach ihren Erfahrungen gefragt.

Ilaria Carnevale, 15 Jahre, Lernende bei einem Dienstleistungsbetrieb:
«Mir gefällt die Lehre, weil man seinen Tag selbständiger einteilen kann, und ich finde es toll, dass man Plusstunden machen kann. Ausserdem habe ich im Betrieb Gleitzeiten. Das ist nützlich, da ich nicht um 5:00 Uhr aufstehen muss, um um 7:00 Uhr am Arbeitsplatz zu sein. Man darf auch kurze Pausen machen, wenn man sich nicht mehr konzentrieren kann; das durfte man in der Schule nicht. Wenn man etwas nicht versteht, wird es professioneller erklärt. Gut finde ich auch, dass ich meine erlernte Fremdsprache nutzen kann. Das Pendeln zwischen Arbeit und Schule verleiht eine frische Atmosphäre. Neu ist für mich, dass man sich nicht viele Fehler erlauben kann, da man jetzt mit Kunden interagiert. Das erzeugt grossen Druck. Schade finde ich auch, dass wir jetzt wie Erwachsene behandelt werden, obwohl wir am Ende des Tages immer noch Teenager sind. Aus der Oberstufe vermisse ich die Gespräche mit meinen Freunden und meine Klasse.
Unterricht mit der KV-Reform
Was den Unterricht betrifft, gehe ich gerne ins BWZ, denn es ist ein angenehmer Ort, an dem ich in Ruhe ohne Ablenkung lernen kann. Das BWZ nimmt die Förderung der Schüler sehr ernst, und die Lehrpersonen gestalten die Unterrichtsstunden meist unterhaltsam. Das Wichtigste ist der Umgang im Klassenraum, denn jeder wird gleich behandelt. Seit der Einführung der KV-Reform im August wurden einige Änderungen vorgenommen. Wir können nun selbstständiger arbeiten, was bedeutet, dass wir unsere Arbeit je nach Lektion selbst einteilen können. Da die neue Reform auf Handlungskompetenzen basiert, können meine Freunde und ich uns gegenseitig unterstützen.
Alles in allem gefällt es mir sehr gut in der Lehre, und ich bin gespannt, was ich in diesen drei Jahren alles lernen werde.»

Roman Fäh, 16 Jahre, Lernender bei einer Bank:
«Ich finde es gut, dass ich nicht mehr jeden Tag Schule haben. Ich vermisse nur die Sommerferien und den freien Mittwochnachmittag aus der Schulzeit. In den HKBs – den Handlungskompetenzbereichen, also den neuen Fächern - muss ich viel mehr selbständig machen. Früher. In der Oberstufe hat der Lehrer immer alles mehrmals gezeigt und erklärt, das war manchmal etwas langweilig. Ich musste oft zuhören, wenn andere Fragen hatten, die für mich schon lange klar waren. Jetzt geht es schneller vorwärts. Ich finde das gut, weil ich besser selbständige arbeiten kann.
Arbeit im Lehrbetrieb
Im Lehrbetrieb habe ich längeren Mittag als in der Schule, dafür muss ich länger arbeiten, aber das stört mich nicht. Ich fühle mich wohl im Lehrbetrieb, denn wir haben ein gutes Team und alle Mitarbeiter sind symphytisch. Mir gefällt auch die Abwechslung zwischen Schule und der Arbeit. An einem üblichen Arbeitstag erledige ich meine Ämtli. Dazu gehört: Auffüllen von Kaffeebohnen, Dokumente scannen, Papier füllen, in allen Räumen die Stühle schön hinstellen und Geburtstagsbriefe schreiben. Danach darf ich Verträge erneuern. Momentan muss ich auch alles vom Bancomat einscannen, damit wir umweltfreundlicher werden und weil es einfacher ist, wenn wir alles digital haben. Am Nachmittag mache ich mit dem weiter, was ich am Morgen begonnen habe, ehe ich die Post erledige und alles bereit für den nächstens Tag mache.»
