Vom Schulzimmer in den Chefsessel
Während einer Woche agierten Lernende des BWZ Rapperswil-Jona im Rahmen der webbasierten Wirtschaftssimulation WIWAG als Unternehmensführer. Dabei gewannen sie authentische Eindrücke in diese Aufgaben.

«Euer Betrieb läuft nicht gut und ihr müsst Mitarbeitende entlassen – wem kündigt ihr zuerst: Dem Herrn, der mit 64 Jahren kurz vor der Pensionierung steht oder dem Mitarbeitenden, der oft krank ist und häufig zu spät zur Arbeit erscheint?», fragt Planspiel-Leiter Marc Stammbach. Er steht in einem Schulzimmer im BWZ und leitet das Planspiel «Wirtschaftswoche» - kurz WIWAG – bei einer BM-Klasse. Die WIWAG ist ein Unternehmenssimulation, die von der Ernst Schmidheiny-Stiftung gegründet und von Wirtschaftsbildung.ch betrieben wird.
Erfahrungen in geschütztem Rahmen sammeln
Währenddem sich die Klasse mit der schwierigen Frage auseinander setzt, erklärt Marc Stammbach: «Es ist eine anspruchsvolle Woche, die die Lernenden erleben. Im Planspiel sind sie in 5er-Gruppen zur Geschäftsleitung von Firmen geworden, die Parfum produzieren und miteinander im Wettbewerb stehen.» Während der WIWAG werden mehrere Geschäftsjahre simuliert. Die angehenden Berufsfachleute müssen vor sich permanent ändernden Marktbedingungen Entscheidungen treffen und versuchen, die selbstgewählten Ziele für ihren Betrieb zu erreichen. Es gilt, eine Unternehmensstrategie zu entwickeln und sich in die Grundzüge der Unternehmensführung einzuarbeiten. Ziel der WIWAG: «In einem geschützten Rahmen bekommen die Lernenden einen Eindruck, wie es in der Praxis läuft und können Erfahrungen sammeln», sagt Marc Stammbach, der hauptberuflich in der IT-Branche arbeitet.
Von Finanzkennzahlen bis zur Teamarbeit
Gar nicht so einfach, wie die Gruppe um Mauro Baumann feststellt: Sie haben sich entschieden, den häufig kranken Mitarbeitenden zu entlassen und brüten nun über dem Budget. «Von anderen Klassen haben wir im Vorfeld viel über die WIWAG gehört und verstehen jetzt, warum es heisst, sie sei anstrengend, aber sehr lehrreich», verrät er schmunzelnd und fügt an, «der Einstieg war ziemlich knifflig, aber nachdem wir uns in das System eingearbeitet hatten, sind wir dank logischem Denken schneller vorwärtsgekommen.» Petra Röllin aus seiner Gruppe ergänzt: «Wir sind dank unserer guten Entscheidungen aktuell die Firma, die am besten performt.» Mauro Baumann amtet als CEO in seiner Gruppe und muss darum nicht nur die Abläufe koordinieren, sondern auch die Finanzkennzahlen im Blick haben, die der CFO liefert, oder die Massnahmen von der Marketingleitung überwachen. «Wir helfen uns gegenseitig, da wir als Team besser vorwärtskommen», so der Lernende. Das ist ganz im Sinn von Adrian Schnetzler, Fachlehrer Wirtschaft und Gesellschaft am BWZ, der die WIWAG dieser Klasse koordiniert: «Genau darum führen wir die Projektwoche durch. Das Planspiel verlangt nicht nur wirtschaftliche Kenntnisse, sondern auch einen konstruktiven Umgang mit Zielkonflikten im Team. Mit der Wirtschaftswoche wollen wir bei jungen Menschen Verständnis und Interesse für die wirtschaftlichen Zusammenhänge fördern und schaffen mit der klaren Handlungskompetenzorientierung einen nachhaltigen Lerneffekt.»
Generalversammlung zum Projektabschluss
Die Resultate ihrer Geschäftsjahre zeigen die Lernenden am Abschlusstag an der Generalversammlung ihres Unternehmens. «Bei den Präsentationen stehen Auftritt und Kommunikation im Fokus, weniger die Entscheidungen, die während dem Planspiel getroffen worden sind», betont Marc Stammbach, «denn jede Gruppe hat sich für ihre Firma Ziele gesetzt und versucht, diese zu erreichen – wie im richtigen Leben läuft eben nicht immer alles nach Plan. Das wichtigste ist, das man das Beste aus den Umständen macht.» Ganz klar: WIWAG hat einen realitätsnahen Einblick geboten, der prägt und lange in Erinnerung bleibt.